10.11.17

Roland Düringer - Der Kanzler

Der Kanzler

Morgengrauen über den Dächern der Stadt. Die Vögel begrüßen den neuen Tag, aber heute Morgen
geht die Sonne unter. Der Kanzler, einst Hoffnungsträger der Partei, wird am Abend nach verlorener
Wahl der Politik den rückgratlosen Rücken kehren. Den Feind in den eigenen Reihen, eine
hochbezahlte, aber unglückliche Markenpositionierung und eine dreibeinige Hündin ‐ mehr brauchte
es nicht für einen Erdrutschsieg. Und der Kanzler stand genau darunter, am Ende des Erdrutsches,
dort, wo das Geröll und der übelriechende Schlamm zu liegen kamen. Politik ist eben ein beinhartes,
ein schmutziges Geschäft. Und während der Kanzler am frühen Morgen über den Dächern der Stadt
an seiner letzten Rede feilt, hört er wieder einmal die mahnenden Worte seiner Mutter: „Allen
Menschen Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!“

Gilt!